Letzte Aktualisierung 13.Juni 2010

Einzelbericht

Eine königliche Dynastie

Zaunkönig

Die Kleinsten sind manchmal wirklich die Größten - so auch der Begründer einer neuen königlichen Dynastie. Er ist ungefähr 10 cm lang, bringt ca 6-9 Gramm auf die Waage und hat eine Flügelspannweite von 14-15 cm.

Nach der Familie der Goldhähnchen ist er der zweitkleinste geflügelte Waldbewohner des Pfälzer Waldes und auch einer der Fleißigsten. Gleich 6-8 Nester baut das kleine Kerlchen bis zur Brut, durch die dann ca 5-8 junge Könige das Licht der Welt erblicken. Die nicht benutzten Nester werden nun von den Jungtieren als Schlafplätze genutzt.

Auch die Stimme ist eine der Mächtigsten, die in unseren Wäldern zu hören ist. Mit bis zu 90 Dezibel schmettert er sein Lied, das mit Trillern und Rollern durchsetzt nach 5-7 Sekunden abrupt endet.

Ein Schalldruck von ca 40-50dB entspricht ungefährer Zimmerlautstärke und 90dB ist etwa die Lautstärke, wenn ein LKW an einem vorbeifährt. Es ist also schon eine gewaltige Leistung, was dieses kleine Kerlchen an Stimmgewalt aufbieten kann. Wer schon einmal die Ruhe des Waldes genießen wollte und dann in dem Busch neben dem Ohr ein Zaunkönig sein Lied zu schmettern begann, der weiß, was ich meine :-)

Zaunkönig

Zur Brutzeit beginnt das Gesangskonzert schon zur Zeit der Dämmerung, kurz nach 4 Uhr und endet erst in den Abendstunden - wer am Waldrand wohnt und einen Zaunkönig im Gartenumfeld wohnen hat, der braucht zu dieser Jahreszeit meist keinen Wecker mehr.

Lange Zeit wurde der Zaunkönig auch "Schneekönig" genannt. Im Winter sind nur noch wenige Vogelarten hier und diese singen zu dieser Jahreszeit nicht. Unser kleiner König ist aber auch im Winter recht lebhaft und sitzt er ein manches Mal auf einem Schneehügel und singt sein Lied - der Name "Schneekönig" war ihm damit sicher.

Nützlich ist er auch noch, denn er frißt Spinnen und kleine Insekten, Larven, kleine Libellen, kleine Krebstiere, Fliegen und mücken. Seine Beute jagt er überwiegend in Bodennähe und durch seine geringe Größe kann er auch in kleinsten Höhlen und Ecken Beute machen, die für anderen Vögel unzugänglich sind. Gelegentlich, wenn auch selten, vergreift er sich auch einmal an Himbeeren oder Holunderbeeren und im Herbst muß hier und da auch mal eine Traube dran glauben.
(redsa - 04.06.2010)

Über das Entstehen der Aufnahmen

Zaunkönig

Dieser Zaunkönig lebt seit vielen Jahren an der Vogelsschutzhütte im Wald. Er ist an Menschen gewöhnt, vor allen Dingen an jene, die er kennt. So baut er seine Nester mit schöner Regelmäßleit direkt an die Hütte oder in unmittelbarer Umgebung.

Dieses Jahr, also 2010, erkor er nicht nur den Mantel des Königs, sondern baute auf der gegenüberliegenden Seite ein Nest, in dem er 5 Jungtiere fütterte. Dieses Nest befand sich in ca 2m Höhe, direkt unter dem Dachüberstand.

Und so konnte ich mich mit einer kleinen Bank ca 2-2,5m entfernt platzieren. Dann schnappte ich mir einen Spiegel, mit dem ich das Sonnenlicht direkt auf das Nest fallen lassen konnte. Zusätzlich befestigte ich ein Stück alten Teppichboden an meinem Hosenbein, mit dem ich das Sonnenlicht abdecken konnte - wie jedermann weiß, erzeugt direkte Sonneneinstrahlung Wärme und es hat ja seine guten Gründe, daß die Vögel ihre Nester an schattigeren Stellen bauen.

So konnte ich die notwendige Helligkeit erzeugen, wenn es etwas zu fotografieren gab und den Rest der Zeit, lag das Nest wieder im Schatten. Auf diese Art und Weise konnte ich ein paar lustige Aufnahmen unseres kleinen Königs machen und die Jungtiere trotzdem unbehelligt lassen - das klappte zwar nur für etwa 1 Stunde, dann war die Sonne wieder hinter Bäumen verschwunden aber mehr war halt nicht drin.

Wobei man das "unbehelligt" ziemlich stark relativieren muß. Die kleinen Racker haben sich durch mich und die anderen Gäste an der Hütte überhaupt nicht gestört gefühlt. Ganz im Gegenteil - wenn ich am Nest vorbei lief, streckten sie die Köpfe raus und rissen den Schnabel auf. Gelegentlich machte ich mir auch den Spaß, fing ein kleines Insekt und die Racker nahmen die Zwischenmahlzeit dankbar an.

Letztes Jahr befand sich das Nest in einem Efeustrauch unmittelbar an dem Weg zur Hütte. Und die kleinen Zaunkönige flogen ausgerechnet an jenem Abend des 30.April aus, an dem traditionell die Maifeier stattfand - ca 100 Leute waren Zeuge dieses denkwürdigen Ereignisses und die "Youngsters" wurden bis weit in den Abend hinein immer wieder gesehen :-)

Zwischenzeitlich sind sie auch dieses Jahr ausgeflogen und leider habe ich den Zeitpunkt verpasst. Aber ich hoffe, daß es unseren kleinen Königen gut gehen wird.
(redsa - 04.06.2010)


Zaunkönig

Zaunkönig

Zaunkönig

Zaunkönig

 

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