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Diese Daten wurden von mir zusammen getragen und stellen keine offizielle Verlautbarung des
Vogelschutz Gossersweiler e.V. dar. Ebenso übernehme ich keinerlei Gewähr für die Richtigkeit!
Die Geschichte des Wanderfalkenschutzes in der Südpfalz
Foto: Stefan Albat, � 2007 |
In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts (1962) waren die Wanderfalken (falco peregrinus) vollständig aus dem Bereich der südlichen Pfalz verschwunden und 1973 galt der Wanderfalke in Mitteldeutschland als ausgestorben.
Einer der Gründe für den dramatischen Bestandsrückgang, der sich auch in anderen Regionen bis etwa 1970 fortsetzte, war die Aufnahme von chlorierten Kohlenwasserstoffen (v.a. DDT, HCB und PCB) über die Beutetiere. Diese Pestizide verursachten beim Wanderfalken (genau wie bei Sperbern) dünnschalige Eier, was den Bruterfolg unmittelbar reduzierte.
Es kam aber auch immer wieder zu direkten Vergiftungen (oftmals durch Taubenzüchter). In vielen Ländern entwickelte sich auch die Jagd auf den Wanderfalken zu einem wesentlichen Gefährdungsfaktor verbunden mit Aushorstungen und dem Verkauf der Jungvögel in vorzugsweise arabische Länder. Störungen an Brutplätzen durch Freizeitaktivitäten (z.B. Klettern) sowie vogelgefährlich konstruierte Strommasten und -leitungen zählen ebenfalls, gebietsweise bis heute, zu den Gefährdungsursachen.
In Baden-Württemberg bemühte sich die Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz (AGW) durch eine umfassende überwachung und einen konsequenten Kampf gegen die Störeinflüße um den Schutz der verbliebenen Population von Wanderfalken. Nach einem Bericht von Dieter Rockenbauch (AGW) lebten 1981 ca 3/4 des Wanderfalkenbestandes in Baden-Württemberg - die Schätzungen liegen bei mehr als 40 Paaren. Von dort aus begannen sie sich wieder auszubreiten und eroberten systematisch ihre früheren Habitate zurück. In westlicher Richtung siedelten sie sich zunächst wieder im Schwarzwald an, zogen von dort aus weiter in das Elsaß, die südliche Pfalz und von hier aus nach Norden.
Wie Phoenix aus der Asche
tauchten sie eines Tages auch bei uns wieder auf. Nach der ersten Sichtung von Wanderfalken im Jahre 1982 an der Elsässischen Grenze, siedelten sich die ersten Paare - zunächst im Bereich der französischen Grenze - wieder an und 1986 war der erste Bruterfolg zu verzeichnen.
Und das war auch der Beginn einer grenzenlosen Welle der Hilfs- und Einsatzbereitschaft von Menschen aus allen Schichten und Regionen der Südpfalz. Die Felsen wurden beobachtet und sobald ein Wanderfalkenpärchen einen Felsen bezog, wurde dieser gesperrt und von freiwilligen Einsatzkräften rund um die Uhr bewacht.
Engagierte Naturschützer suchten den Dialog mit den Kommunalverwaltungen und der Landesregierung und schufen so die Voraussetzung für ein neues Umweltdenken auf Regierungsebene. Die Entscheidung der Landesregierung, in den 70er Jahren den gesamten Pfälzer Wald unter Naturschutz zu stellen wurde hierdurch sicher gefördert.
Schon Jahrzehnte vorher entwickelten sich erste Strukturen , aus denen die großen Naturschutzverbände und letztlich auch der Vogelschutz Gossersweiler e.V. hervor ging.
Heute ist der Wanderfalke längst wieder bei uns heimisch geworden und wenn sein Ruf durch die Täler hallt, erfüllt es jeden Vogelschützer mit Stolz, denn ein jeder von uns, ganz gleich ob Vogelschützer, Bewacher oder Kletterer, hat dazu beigetragen.
Bewachung
Wanderfalken sind Felsen- bzw. Nischenbrüter. An den Felsen können diese Brutnischen oftmals leicht entdeckt werden. Als Folge wird häufig den Falkeneiern bzw. den Jungvögeln nachgestellt. Auch unbedarfte Wanderer und nicht informierte Kletterer verursachen häufig Störungen bei den Brutvögeln.
Solche und andere Störungen machen es deshalb auch heute noch notwendig, die Tiere während der Brut- und ersten Aufzuchtzeit zu überwachen. Im Einzugsbereich des Vogelschutz Gossersweiler e.V. steht hierfür ein Bewachungswagen als Unterkunft mit Heizung und Kochgelegenheit zur Verfügung. Ein Spektiv zur Beobachtung steht auf Anfrage ebenfalls zur Verfügung. Die Bewacher haben folgende Aufgaben:
- Führung des Horstbuches
- Wanderer, Kletterer und Touristen auf die Sperrung aufmerksam zu machen
- ggf. Förster oder Polizei verständigen
Die Bewacher begannen ihr Werk. Rund um die Uhr wachten Sie an den Horsten und erklärten "Freizeittouristen aller Art", daß die Falken ihr Gelege verlassen, wenn um den Horst herum zu viel Unruhe herrscht.
Manch eine unschöne Auseinandersetzung muüte bewältigt, manch ein Giftleger gejagt werden. Auch die Natur leistete ihren Beitrag - Marder und andere Räuber fielen über die Eier her. Einmal konnte sogar live beobachtet werden, wie beide Falken im Horst saßen, ein Eichelhäher flog an, landete im Horst und pickte während des Brütens unter dem Bauch des Weibchens ein Falkenei auf (Zitat Paul Wiedemann: "wenn Falken nicht im Sturzflug angreifen können, sind sie ratlos und wissen nicht, was sie machen sollen").
Aber letztendlich setzte sich die unermüdliche Arbeit von Vogel- und Umweltschützern durch und der Wanderfalke kehrte nach über 20 Jahren wieder heim in die Pfalz.
Der Erfolg
Heute ist der Wanderfalke längst wieder bei uns heimisch geworden. Menschen, die durch ihre "Errungenschaften" einst den Rückgang verursachten, haben ihm heute den Weg geebnet und ihn auf seiner Rückkehr begleitet.
Von 1984 beginnend stiegen die Bruterfolge stetig an - Mitte der 90er verzeichneten man im Bereich der Südpfalz bereits durchschnittlich 30 Jungvögel pro Jahr und heute sind es nahezu 3 mal so viele.
Der Bestand ist also längst wieder gesichert. Trotzdem bewachen freiwillige Helfer noch immer die Felsenhorste, da es nach wie vor Menschen gibt, die um die Bedürfnisse des Wanderfalken nicht Bescheid wissen und daher seine Brut unwissentlich stören. Und es gibt auch immer noch Menschen, die dem Wanderfalken vorsätzlich schaden wollen.
Die einen zu informieren und die anderen dingfest zu machen, das wird auch in Zukunft die Aufgabe der Falkenbewacher sein.
Sperrung von Felsen
Zum Schutz der Wanderfalkenbruten sperren die Kreisverwaltung Südliche Weinstraße und der Landkreis Südwestpfalz jährlich die Felsen, an denen Wanderfalken brüten. Wanderfalken beziehen Ihre Brutfelsen bereits zum Herbstende. Die Liste der gesperrten Felsen wird im Raum der Südpfalz durch die Pfälzer Kletterer veröffentlicht.
Mit Ausnahme der dauerhaft Sperren und der Teilsperrungen geben die Kreisverwaltungen Südliche Weinstrasse und der Landkreis Südwestpfalz die Felsen seit 2008 wieder vorzeitig zum 01. Juli zur Benutzung durch Besucher und Kletterer frei.
Dies ist ein weiteres Indiz dafür, daß sich die Wanderfalkenpopulation in der Südpfalz wieder stabiliert hat. Auch bestätigt es unsere Beobachtungen der letzten Jahre, daß sich die Tiere, zumindest in gewissen Grenzen, zunehmend an die Nähe des Menschen gewöhnen. Die Sperrungen während der unmittelbaren Brutzeit sind wichtig und werden auch weiter erfolgen. Aber durch diese Entwicklung ist es möglich, die Sperrzeiten vielleicht sogar dauerhaft zu verkürzen und dem Menschen die Nutzung dieser Felsgebiete wieder früher zugänglich zu machen.
Es ist eben auch hier ein Nehmen und Geben und wer weiß, vielleicht sagen uns die Tiere auf diese Art: "Seht her Ihr Menschen, dank Eurer Hilfe fühlen wir uns hier wieder heimisch und wir akzeptieren Euch als unsere Nachbarn!"