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Steckbrief falco peregrinus
Foto: Stefan Albat, � 2008 |
Klasse: | Vögel (Aves) |
Ordnung: | Greifvögel (Falconiformes) |
Familie: | Falkenartige (Falconidae) |
Unterfamilie: | Eigentliche Falken (Falconinae) |
Gattung: | Falken (Falco) |
Art: | Wanderfalke (Falco Peregrinus) |
Aussehen
Ausgewachsene Wanderfalken sind auf der gesamten Oberseite dunkelblaugrau. Die Unterseite ist auf weißem bis cremefarbenem Grund überwiegend dunkel quergebändert, nur der vordere Hals und die obere Brust sind sehr variabel leicht bis kräftig dunkel gefleckt oder gestrichelt. Kennzeichnend für die Art ist der sehr kräftige, schwarze Bartstreif, der von der hellen Kehle scharf abgesetzt ist. Die Iris der Augen ist dunkelbraun, Wachshaut, Augenring und Beine sind gelb, die Krallen sind schwarz.
Während die Färbung der Geschlechter sehr ähnlich ist, zeigen Wanderfalken einen starken reversen Geschlechtsdimorphismus (Als Sexualdimorphismus [sexus = Geschlecht, di = 2, morphe = Gestalt] oder Geschlechtsdimorphismus bezeichnet man bauliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Lebewesen der gleichen Art, die sich nicht auf die Geschlechtsorgane selbst beziehen. Dieser Sexualdimorphismus kann sich in verschiedenen Körpermerkmalen darstellen) hinsichtlich der Körpergröße.
Kleine Männchen haben eine Körperlänge von 30-35cm und eine Flügelspannweite von bis zu 80cm, große Weibchen eine Körperlänge von knapp über 50cm und eine Spannweite von bis zu 115cm. Mitteleuropäische Männchen haben eine Flügellänge von 28-34cm und wiegen 550-750g, die Flügellänge von Weibchen aus diesem Raum beträgt 34-38,5cm und das Gewicht 740-1300g. Wanderfalken zählen damit zu den größten Arten der Gattung Falco, nur Sakerfalken und Gerfalken sind noch größer.
Das Flugbild des Wanderfalken ist gekennzeichnet durch einen kräftigen Rumpf, einen großen Kopf, relativ langen, etwas dreieckigen, spitzen Flügeln und einem mittellangen, leicht gerundeten Schwanz. Beste Erkennungsmerkmale sind die sehr dunkle Oberseite, die helle, quergebänderte Unterseite und der auch auf größere Entfernung erkennbare Bartstreif. Häufig kann die Art auch aufgrund des Verhaltens erkannt werden (siehe unten).
Frisch ausgeflogene Jungvögel unterscheiden sich erheblich von den adulten (ausgefärbten) Vögeln. Ab dem Frühjahr des zweiten Kalenderjahres, also im Alter von ca. 12 Monaten, mausern die Jungvögel dann in das Adultkleid und sind im Herbst des zweiten Kalenderjahres nicht mehr von den Erwachsenen zu unterscheiden.
Vorkommen und Lebensräume
Wanderfalken kommen auf allen Kontinenten außer in der Antarktis vor. Weiterhin sind sie inzwischen auf den meisten größeren Inseln und Inselgruppen zu finden. Lediglich in der Karibik und Neuseeland sind sie nicht heimisch.
Der Wanderfalke ist damit der am weitesten verbreitete Vogel der Welt. Die weltweite Verbreitung der Art ist wesentlich auf ihre sehr unspezifischen Lebensraumansprüche zurückzuführen; diese beschränken sich letztlich auf eine gesicherte Brutmöglichkeit und freien Luftraum mit einem ausreichenden Angebot an Nahrung in einem nicht zu heißen Klima.
Foto: Gabi Marklein, � 2008 |
Im größten Teil des Verbreitungsgebietes sind Wanderfalken Felsenbrüter. Sie finden sich daher weltweit vor allem in gebirgigen Regionen und an felsigen Kästen. Geschlossen bewaldete und/oder großräumig felsfreie Gebiete werden nur regional in West- und Mitteleuropa, im Westen Nordamerikas und in Teilen Australiens besiedelt,. Hier brüten Wanderfalken dann in Greifvogelhorsten oder in großen Baumhöhlen. Ebenfalls nur regional brütet die Art als Bodenbrüter in großen Mooren, vor allem im Baltikum und im Norden Skandinaviens und Finnlands. Wanderfalken fehlen in den tropischen Wäldern der Niederungen Südamerikas und Afrikas und in den Steppenregionen Asiens. Sie meiden außerdem die ariden (trockenen) Zonen Amerikas, Afrikas und im Inneren Australiens.
In vielen Teilen der Welt, vor allem in Europa und Nordamerika, haben Wanderfalken in den letzten Jahrzehnten auch große Gebäude in Städten und Industrieanlagen als Kunstfelsen besiedelt. Außerhalb der Brutzeit und im Winterquartier sind Wanderfalken in vogelreichen Lebensräumen aller Art anzutreffen, z.B. auch an Kästen und in großen Feuchtgebieten.
Berichte von "urbanen Wanderfalken" liegen aus verschiedenen Gebieten vor, so z.B. Karlsruhe, Kaiserslautern, Wörth und Speyer vor.
Nahrung
Wanderfalken ernähren sich fast ausschließlich von kleinen und mittelgroßen Vögeln aller Art. Dazu gehören Entenvögel, Tauben, Hühnervögel und selbst kleinere Singvögel. Nur selten erbeuten sie auch kleinere Säugetiere wie Eichhörnchen, Ratten und Mäuse sowie kleinere Reptilien. Unter den Vögeln gelten Tauben der Familie Columbidae zur bevorzugten Nahrung. Wanderfalken jagen zumeist von einer Ansitzwarte aus. Haben sie ein Opfer erspäht, so erheben sie sich in die Luft und stürzen sich bei Erreichen der Beute im Sturzflug auf das Tier. Als Ansitzwarte dient zumeist ein Felsvorsprung oder ein Ast an einem Baum. Selten sieht man die Wanderfalken auch im Suchflug auf der Suche nach Beutetieren.
In südlichen Verbreitungsgebieten wurden Wanderfalken auch bei der Jagd auf dem Boden beobachtet. Dabei wurden insbesondere Insekten und Reptilien erbeutet. Dies ist allerdings eine eher seltene Jagdmethode. Auf die Jagd geht ein Wanderfalke in der Regel alleine. Nur selten sieht man sie auf der Nahrungssuche paarweise. Getötet wird ein aufgegriffenes Beutetier mit einem gezielten Biss. Die Krallen sind zum Töten in der Regel nicht kräftig genug.
Jagdtechniken
Foto: Leander Suckfuell, � 2008 |
Wanderfalken jagen in unseren Breiten fast ausschließlich im freien Luftraum. Da eine unbemerkte Annäherung an die Beute nicht möglich ist, stürzt sich der Falke mit größtmöglicher Geschwindigkeit auf die Beute, um so ein höchstmögliches Überraschungsmoment zu erreichen. Dem Beutetier bleibt dann nur eine sehr kurze Zeit, um zu reagieren. Die beiden wesentlichen Jagdtechniken sind der Steilstoß aus großer Höhe und der Flachstoß von einer Warte.
Beim Steilstoß kreist der Falke in größerer Höhe und wartet auf Beutetiere, die unter ihm entlang fliegen. Der Falke geht dann in den Sturzflug über und legt die Flügel an, die Steuerung erfolgt mit den Daumenfittichen. (Daumenfittich, auch Afterschwinge genannt: bezeichnet die Federn, die am Daumen hängen. In der Regel sind es drei oder vier breite, feste und zugespitzte Federn mit kurzen kräftigen Spulen. Der Daumenfittich hat die Aufgabe, die Luftströmung über dem Flügel auch bei steilem Anstellwinkel nicht abreißen zu lassen, so dass der Auftrieb erhalten bleibt.)
Aufgrund seiner großen Geschwindigkeit fliegt der Falke nach dem Schlag zunächst an seiner Beute vorbei und kehrt dann in einer Kurve zu dieser zurück. Häufig wird die Beute bereits alleine durch den Aufprall getötet. Falls sie jedoch nur verletzt ist, tötet der Falke sie dann mit einem Biss ins Genick. Vögel, die den anfliegenden Falken rechtzeitig bemerken, beginnen sofort, sehr eng zu kreisen. Diese Manöver kann der anfliegende Falke aufgrund seiner hohen Geschwindigkeit nicht kompensieren und ist dann meist erfolglos. Es wird oft vermutet, dass der Wanderfalke bei seinen Sturzflügen konkurrenzlose Spitzengeschwindigkeiten von 340km/h oder mehr erreichen kann. Verlässliche Radarmessungen in freier Wildbahn ergaben bisher jedoch nur Spitzengeschwindigkeiten von 140km/h.
Beim Flachstoß von einer Warte erfolgt die Annäherung an die Beute von hinten und etwas versetzt unterhalb der Beute. Wanderfalken können jeden anderen Vogel im Geradeausflug schnell einholen, hier stellt der Falke das Überraschungsmoment also durch die schnelle Annäherung im toten Winkel der Beute her. Der Beutevogel wird dann von hinten und unten gegriffen. Wenn Vögel die Annäherung des Falken rechtzeitig bemerken, haben sie relativ gute Chancen zu entkommen. Kleinere Vügel (z.B. Stare) lassen sich sofort fallen, größere wie Tauben versuchen ähnlich wie bei Steilstößen durch das Fliegen sehr enger Kurven zu entkommen, auch in diesen Fällen ist der Falke dann meist aufgrund seiner zu geringen Wendigkeit erfolglos.
Diese beiden Grundmuster der Jagd werden vielfältig variiert oder auch kombiniert. Insbesondere außerhalb der Brutzeit jagen die Paare häufig gemeinsam, die Annäherung an einen Beutevogel erfolgt dann in einem gewissen Abstand zueinander, so dass der zweite Falke bei einem Fehlstoß des ersten auf den ausweichenden Vogel nachstoßen kann. Weicht der Vogel nach oben aus, folgt einer der Falken dem Vogel in die Höhe, während der andere (meist das Weibchen) unter dem Beutevogel kreist und ihm so den Weg nach unten abschneidet.
Fortpflanzung
Mit knapp einem Jahr erreichen Wanderfalken die Geschlechtsreife. Die Brutgebiete des Wanderfalken liegen insbesondere in Europa, Nordamerika und Asien. In Europa wird überwiegend in Mitteleuropa, Skandinavien und in Nordrussland gebrütet. In Nordamerika liegen die Brutgebiete in Kanada, Alaska und den nördlichen Staaten der USA. In Asien brüten Wanderfalken in Nordrussland und Sibirien. Männchen kommen meist schon im Januar oder Februar aus den Winterquartieren. Weibchen treffen erst sehr viel später im März im Brutgebiet ein.
In Mitteleuropa ist der Wanderfalke ein Strich- und Standvogel mit wenig oder gar keiner Zugneigung.
Nistplatz
Ein Nest wird in der Regel nicht selbst gebaut, sondern von anderen Vögeln übernommen und ausgebessert. Beliebte Nester stellen die Horste des Kolkraben oder ähnlich großer Vögel dar. Fehlt es an Nestern, so kann der Wanderfalke aber auch in Felsklippen und Felsnischen brüten. In Skandinavien brütet er auch auf dem Boden in einfachen Mulden. Der Wanderfalke ist da nicht wählerisch.
Bevorzugt werden allerdings Nester in Felsklippen. In der Nähe menschlicher Siedlungen werden gelegentlich auch Gebäude als Nistplatz gewählt. Dies können Kirchtürme, alte Ruinen, hohe Kamine oder ähnliche Bauten sein. Ein durchschnittliches Brutgebiet umfasst in Mitteleuropa zwischen 30 und 40 Quadratkilometer. Die Größe eines Brutrevieres hängt vom Nahrungsangebot ab.
Felsenbrüter beziehen vorzugsweise immer wieder den gleichen Horst.
Balz und Paarung
In den meisten Verbreitungsgebieten beginnt die eigentliche Balz Ende Februar oder im März. Dies hängt ganz von der Witterung ab. Im nördlichen Südeuropa und in Mitteleuropa zeigt sich jedoch Anfang bis Mitte Oktober eine ausgeprägte Herbstbalz, während der der neue Brutplatz oftmals schon angedeutet wird.
Männchen treffen als erstes in den Brutgebieten ein und warten auf einer exponierten Ansitzwarte auf ein potentielles Weibchen. Insbesondere facettenreiche Balzflüge mit einhergehenden Sturzflügen prägen die Balz. Während dieser Balzflüge lassen sich die Paare kreisend zu Boden fallen und fangen sich erst kurz vor der Erdoberfläche ab.
Brutverlauf
Nach erfolgreicher Paarung legt das Weibchen zwischen drei und fünf Eier. Ein Gelege besteht zumeist aus vier Eiern. Die Eier werden im Abstand von etwa zwei Tagen gelegt.
Die Gelegegröße richtet sich in der Regel nach dem Alter des Weibchens. Einjährige Weibchen legen meist nur drei Eier. In Mitteleuropa hat man eine Erfolgsrate bei der Brut von 2,5 Jungvögeln je Paar und Jahr festgestellt.
Die Brutdauer erstreckt sich über 32-38 Tage. In der Regel beteiligt sich das Männchen an der Arbeit. Dies ist aber nicht immer und überall der Fall. Während der Nacht brütet fast ausschließlich das Weibchen.
Während der Nestlingszeit wird der Nachwuchs von beiden Elternteilen mit Nahrung versorgt. Die Jungvögel fliegen mit etwa 42 Tagen (Männchen) bzw. 46 Tagen (Weibchen) aus und bleiben noch etwa 4 bis 6 Wochen im Revier der Eltern, bevor sie endgültig abwandern. Wanderfalken erreichen ein Maximalalter von über 15 Jahren, das nachgewiesene Höchstalter beträgt bisher 18 Jahre.